An einem Samstag im August ging es los… ENDLICH! Wir fahren auf den Bauernhof. Werden alle Familien pünktlich am Zentral Omnibusbahnhof (ZOB) sein, mit gepackten Koffern? Tatsächlich, im Gegenteil, manche waren noch weit vor mir da. Aufgeregt sind die Kids. Sie fragen mich immer wieder: „Helli, wann kommt der Bus? Wann sind wir da?“

Wer fährt mit? Sechs Familien aus Eritea, Syrien und dem Irak – mit Kindern von drei bis 18 Jahren. Warum? Der Nachbarschaftskreis Mitte in Hannover engagiert sich seit 2015 intensiv in der Flüchtlingshilfe, unterstützt die Menschen bei der Wohnungssuche, beim Umzug, beim Ankommen im Stadtteil, hilft bei behördlichen und rechtlichen Fragen. Die Menschen kommen aus Krisenländern und versuchen nun, in Hannover Fuss zu fassen.

Vier tolle Tage für sechs Familien aus Krisenländern auf dem Bauernhof. (Foto: Helga Berndmeyer)

Einmal aus dem Alltag heraus kommen …

In der Regel gibt es für diese Familien wenig Möglichkeiten, einmal aus ihrem Alltag heraus zu kommen. So entstand die Idee und der Wunsch, einmal mit ein paar Familien auf einen Ferienhof in die Lüneburger Heide zu fahren und alle Sorgen zurück zu lassen. Für einige Familien ist es das erste Mal, dass sie Hannover verlassen – ein einmaliges Highlight und Grund genug, dass Aktion Kindertraum diesen Wunsch unterstützt.

Ab in die Heide

Nach einer 2,5 stündigen turbulenten Busfahrt erreichen wir den Ferienhof Cohrs in Bispingen in der Lüneburger Heide. Der Hof ist eine einzige Entdeckungstour: Pferde, Ziegen Kaninchen und Hühner, ein riesiger Spielplatz zum Toben und jede Menge Kettcars. Gleich wird alles in Beschlag genommen und ausprobiert …

Die Ponys sind Hauptattraktion

Die Zimmer sind schnell verteilt und nun liegen vier Tage vor uns, die im Fluge vergehen werden. Von morgens bis abends spät toben die Kinder draußen rum, Freundschaften sind schnell geschlossen und es gibt jede Menge zu tun. Das Beste ist natürlich das Reiten: Ob an der Longe oder in der Abteilung, ob auf Jacky, Rocky, Fussel oder Teddy, für jede/n gibt es irgendwann ein Lieblingspony.

Kutschfahrt durch die blühende Heide

Wenn auch am Anfang ein wenig Angst im Spiel ist, am zweiten Tag ist davon nichts mehr zu spüren: Die Ponys werden gestriegelt und geputzt und mancher traut sich gar schon, die Hufe auszukratzen. So erleben die Kinder wie viel zu tun ist, bevor man oben im Sattel sitzt. Ein geführter Ponyausritt ist ein echtes Highlight für die Kinder, aber auch die Kutschfahrt in die Lüneburger Heide, wo seit Jahren die Heide endlich mal wieder blüht, war ein besonderes Erleben für Jung und Alt.

Abends wird in gemütlicher Runde Stockbrot gegrillt. (Foto: Helga Berndmeyer)

Stockbrot am Feuer backen

Am Abend wird gegrillt oder Stockbrot gebacken, und an einem der Nachmittage tragen die Kinder kleine Wettkämpfe mit den Ponys aus. Da fließt vielleicht auch manche Träne, weil man nicht gewonnen hat, aber auch das gehört dazu.

Schön war’s. Ein tolles Gemeinschaftsgefühl hat sich entwickelt. (Foto: Helga Berndmeyer)

Nach vier Tagen fällt der Abschied schwer. Es war eine erlebnisreiche Zeit mit viel Spaß und Freude, Toben, Reiten, Grillen und vielen tollen Begegnungen.

Text & Bilder: Helga Berndmeyer

Der Nachbarschaftskreis für Flüchtlinge in Hannover-Mitte dankt der Aktion Kindertraum, dem Stadtkirchenverband Hannover und Volkswagen Nutzfahrzeuge für die finanzielle Förderung dieser Bauernhoffreizeit.