Das Interview führte Carina Behrens vom NK Mitte (23.09.2020).

Carina: Hallo Badr! Bitte stell dich doch kurz vor.

Badr:    Ich heiße Badr Addin, bin 28 Jahre alt, komme aus dem Sudan und lebe seit Dezember 2017 in Deutschland.

C:            Wie hast du deine fast drei Jahre in Deutschland bisher verbracht?

B:           Ich habe zuerst viele Sprachkurse besucht. Als ich nach Deutschland kam, konnte ich nur arabisch. Ich konnte nicht mal meinen Namen in euren Buchstaben schreiben! Jetzt ist das aber kein Problem mehr. Ich kann lesen und schreiben. Den Orientierungskurs zum Leben in Deutschland habe ich auch bestanden. Außerdem habe ich mal einen Computerkurs gemacht. Ich lerne auch Mathe. Seit August mache ich eine Ausbildung zum Metallbauer.

C:            Was hat dich bisher am meisten an oder in Deutschland überrascht? Was ist der größte Unterschied zum Sudan?

B:           Die Frauen arbeiten hier genauso wie die Männer. Das finde ich gut, denn dadurch sind sie unabhängig.

C:            Und was gefällt dir bisher am meisten in Deutschland?

B:           Der Respekt vor der Zeit!

C:            Wie meinst du das?

B:           Wenn du sagst wir treffen uns um 18 Uhr, dann treffen wir uns um 18 Uhr. Diese Pünktlichkeit habe ich hier gelernt und ich finde das wirklich gut.

                Außerdem habe ich viele Deutsche als sehr hilfsbereit kennengelernt. Sie schauen, in welchem Bereich ich noch Unterstützung brauche und versuchen, mir in genau diesen Bereichen zu helfen. Sie überlegen sich konkrete Dinge, die mir helfen können, alles zu schaffen, was ich möchte.

C:            Zum Beispiel?

B:           Am Anfang konnte ich kein Wort Deutsch. Ich hatte so viel Hilfe beim Sprache lernen. Jetzt bin ich in der Ausbildung. Den Platz hätte ich auch niemals ohne Hilfe bekommen. Zum Glück habe ich viel Unterstützung, denn die Berufsschule ist wirklich schwierig und alleine könnte ich das wahrscheinlich nicht schaffen. Ich hoffe, dass ich irgendwann etwas von der ganzen Hilfe zurückgeben kann!

C:            Lebst du schon die ganze Zeit in Hannover?

B:           Ich war zuerst in der Erstaufnahmeeinrichtung in Bramsche. Von dort wurde ich nach Hannover weiterverteilt. Jetzt wohne ich in einer Gemeinschaftsunterkunft am Kronsberg.

C:            Und wie gefällt es dir dort?

B:           Mittelmäßig. Mir gefällt es, dass ich nicht ganz allein wohne und mit anderen Leuten gemeinsam kochen, essen und reden kann. Auch die Umgebung ist sehr schön. Bis vor einiger Zeit lebten wir zu viert, jetzt nur noch zu zweit in einer Wohneinheit. Trotzdem findet man dort oft keine Ruhe. Die Leute hören manchmal mitten in der Nacht laute Musik oder telefonieren. Es gibt kein WLAN. Besonders seit ich die Ausbildung angefangen habe ist das ein Problem. Der Berufsschulunterricht ist jetzt online. Ich muss immer zu einem Freund, sonst könnte ich nicht teilnehmen. Deswegen möchte ich unbedingt umziehen.

C:            Und wohin möchtest du umziehen? Wie stellst du dir dein neues Zuhause vor?

B:           Ich suche ein Zimmer in einer WG oder auch bei einer Familie. Mein Ausbildungsbetrieb ist in Langenhagen. Zurzeit muss ich deswegen immer durch die ganze Stadt. Das dauert und ich würde mich natürlich freuen, wenn mein neues Zuhause etwas näher an dem Betrieb liegt. Am wichtigsten ist mir aber, dass ich mich mit den Mitbewohnern verstehe. Ich würde sehr gerne die deutsche oder auch andere Kulturen noch besser kennenlernen und auch wie jetzt mal gemeinsam kochen und essen. Allerdings brauche ich auch Ruhe, denn ich muss viel lernen. Ich habe nicht allzu viel Zeit für anderes. Deswegen kann ich mir auch gut vorstellen, mit anderen Azubis oder Student*innen, egal ob Deutsche oder Ausländer*innen, zusammenzuwohnen. Sie sind in einer ähnlichen Situation wie ich. 

                Die Suche ist aber schwierig. Bisher habe ich den Eindruck, dass viele Menschen Vorbehalte wegen meiner dunklen Hautfarbe haben. Ich schreibe viele Nachrichten, aber ich werde fast nie zu Besichtigungsterminen oder zum Kennenlernen eingeladen.

C:            Wie würdest du dich denn selbst beschreiben?

B:           Ich koche gerne und mache auch gerne Sport oder treffe mich mit meinen Freunden. Insgesamt bin ich ein eher ruhiger und freundlicher Mensch. Ich gehe nicht in die Disco, rauche nicht und trinke auch keinen Alkohol.

C:            Und wie sieht ein typischer Tagesablauf bei dir aus?

B:           In der Woche stehe ich um 5 Uhr auf, weil ich um 7 Uhr bei der Arbeit sein muss. Ungefähr um 16 Uhr habe ich Feierabend. Danach gehe ich zur Nachhilfe oder lerne alleine. Am Wochenende oder wenn ich Freizeit habe, treffe ich mich mit Freunden oder schaue auch mal einen Film.

C:            Danke für das Gespräch und viel Erfolg bei deiner Ausbildung und der Suche nach einem neuen Zuhause!

B:           Vielen Dank!

Wer ein freies Zimmer vermieten möchte, kann sich für ein unverbindliches Kennenlernen gerne bei carina.behrens@nk-mitte.de melden.