Im September 2015 haben einigen Bewohner unserer Flüchtlingsunterkunft im hannoverschen Zooviertel das erste Mal am Aikido-Training teilgenommen. Der KYUSHIN-DO AIKIDO Verein in Hannover e.V. hatte uns eingeladen und bietet Flüchtlingen an, in den Jugend- und in den Erwachsenen-Gruppen mitzutrainieren. Was uns erwartet wussten wir nicht. Keiner unserer Teilnehmenden kannte den Sport bis dahin und wir wussten nicht, ob er uns gefallen würde. Bei bestem Wetter und mit viel guter Laune haben wir uns mit den Fahrrädern zum ersten Training auf den Weg in die List gemacht. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten beim Finden des Trainingsortes – zum Glück konnten ein paar der Flüchtlinge den Weg per GPS mit dem Handy finden – wurden wir beim Training sehr herzlich empfangen.

In den ersten Wochen haben wir die Grundlagen im Aikido gelernt: Aikido ist eine japanische Kampfsportkunst, in der es nicht um Angriff, Kraft und Dominanz geht, sondern darum, Angriffe in geschickten Bewegungen für die Verteidigung zu nutzen. Es war eine tolle Atmosphäre beim Training und trotz sprachlicher Barrieren – die Bewohner der Unterkunft waren zu diesem Zeitpunkt erst einen Monat in Deutschland – hat es allen viel Spaß gemacht. Der Sport ist eine tolle Gelegenheit für alle, dem Alltag zu entfliehen, den Kopf freizubekommen, sich zu bewegen und gemeinsam zu lachen – auch, aber nicht nur über die eigenen kleinen Fehler beim Lernen von Aikido.

Nach wenigen Wochen bildete sich eine feste Gruppe an Teilnehmern, die inzwischen bestens den Weg alleine zur Halle fanden. Auf Erkundigung, ob die Flüchtlinge denn noch dienstags beim Training wären, lautete die Antwort: „Dienstags? Ich gehe dreimal pro Woche!“.