Interview mit Carina Behrens, Sprecherin der AG Begleitung, über die Wohnungs- und Zimmersuche von Flüchtlingen
Die AG Begleitung bietet auch Hilfe an, wenn ein Flüchtling aus einer Sammelunterkunft in eine eigene Wohnung ziehen möchte. Wie sieht diese Unterstützung aus?
Es gibt für Flüchtlinge die Möglichkeit, sich vom Wohnungsamt eine Wohnung vorschlagen zu lassen. Der Wohnungsmarkt in Hannover ist jedoch sehr schwierig und für eine oder zwei Personen ist es fast unmöglich. Das heißt, wenn man eine Wohnung über das Wohnungsamt sucht, dauert es ungefähr ein halbes Jahr, bis man etwas vorgeschlagen bekommt. Man hat auch nur diese eine Chance. Wenn man keinen guten Grund hat, die Wohnung nicht zu nehmen, rutscht man wieder nach hinten auf die Liste.
Damit die Suche schneller vorankommt, versuchen wir jetzt auch, selbst Wohnungen zu finden. Unsere Helfer wählen Wohnungen aus, rufen an und vereinbaren Besichtigungstermine. Aber sie können nicht alle Termine wahrnehmen, denn auf jeden Termin folgen weitere. Wenn man zum Beispiel Interesse an einer Wohnung hat, muss man sich vom Jobcenter bescheinigen lassen, dass es die Miete übernimmt. Anschließend müssen so schnell wie möglich weiter Unterlagen von A nach B nach C gebracht werden, damit man überhaupt eine Chance hat, die Wohnung zu bekommen. Wenn jedoch dann eine passende Wohnung gefunden und alles geklärt wurde, begleiten wir auch den Umzug. Derzeit suchen wir für ungefähr 20 Flüchtlinge dringend eine Wohnung oder ein WG-Zimmer. Da brauchen wir auf jeden Fall schnell Unterstützung.
Hattet ihr schon besondere Erfolgserlebnisse bei der Wohnungssuche?
Ja, einige Personen haben nun eine eigene Wohnung. Viele haben wir schon seit langer Zeit, auch während des Asylverfahrens, in unterschiedlichsten Angelegenheiten unterstützt, bis sie dann eine Wohnung beziehen durften. Und auch wenn sie dann in der eigenen Wohnung wohnen, achten wir darauf, dass der Kontakt nicht abbricht und sie nicht plötzlich ganz auf sich allein gestellt sind.
Vermieter sind immer froh, wenn sie sehen, dass jemand einen Flüchtling begleitet und unterstützt. Wir haben die Umzüge organisiert, eine Liste mit Möbelspenden geführt und die Abholung dieser Möbel organisiert. Wir brauchen auch immer Leute, die ein großes Auto haben und am Wochenende etwas transportieren können. Helfer für den Umzug brauchen wir übrigens weniger. Die Person, die eine Wohnung bekommt, organisiert sich die Leute zum Tragen meist selbst. Ja, und dann sind sie drin in der Wohnung. Das dauert zwar alles ewig, aber wenn man es geschafft hat, sind wir, sowohl Flüchtling als auch Unterstützer, schon froh. Das sind immer schöne Erlebnisse.
Angenommen, ich hätte ein WG-Zimmer frei und ich möchte einen geflüchteten Menschen als Mitbewohner aufnehmen. Kann ich mich an euch wenden?
Unbedingt, wir haben auch Leute, die WG-Zimmer suchen. Das heißt, wenn man was frei hat, kann man das auch gerne anbieten und wir versuchen dann, den Kontakt herzustellen. Es steht natürlich jedem frei, Wünsche über seinen zukünftigen Mitbewohner zu äußern. Es ist nicht so, dass wir da jemanden zuweisen, das beruht immer auch auf Gegenseitigkeit. Es ist wie bei einem normalen WG-Casting, dass sich die Personen erst einmal kennen lernen. Wenn eine der beiden Parteien, der WG-Bewohner oder der Flüchtling, sagt, ihm sei nicht so wohl dabei, dann ziehen sie natürlich auch nicht zusammen. Man muss sich auch keine Sorge um die Miete machen, denn diese wird je nach Aufenthaltsstatus vom Sozialamt oder vom Job-Center übernommen, wenn das Zimmer bestimmte Kriterien erfüllt.
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